Nachts kommt der Tod by Linwood Barclay

Nachts kommt der Tod by Linwood Barclay

Autor:Linwood Barclay [Barclay, Linwood]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-06-09T22:00:00+00:00


Vierunddreißig

Ich legte auf.

»Ich mach schon mal Frühstück«, sagte Donna.

Ein paar Minuten später war alles irgendwie anders. Eine Stimmung ähnlich wie nach einem Tornado. Da fegt dieser schreckliche Sturm über einen hinweg, und man fragt sich nur, wie lange es noch dauern kann, bis das Dach davonfliegt, die Wände einstürzen, das Auto durch die Luft gewirbelt wird.

Und auf einmal verebbt das Tosen des Sturms, und man traut sich allmählich aus dem Haus. Die Sonne kommt heraus. Ein paar Bäume haben dran glauben müssen, der Strom ist weg, die Hälfte der Dachschindeln sind auf und davon.

Aber man selbst steht noch.

Wir streiften einander wieder bei unseren morgendlichen Verrichtungen ohne dieses Gefühl der Befangenheit, das in letzter Zeit unser ständiger Begleiter gewesen war. Ich legte ihr zärtlich die Hand auf die Hüfte, wie ich es seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr getan hatte. Sie machte Kaffee für zwei. Bis gestern hatte sie sich ihren Morgenkaffee meistens irgendwo auf dem Weg zur Arbeit geholt, und ich hatte mich am Drive-in-Schalter versorgt, mal hier, mal da, je nachdem, wohin mein aktueller Auftrag mich führte.

Heute saßen wir am Küchentisch und aßen englische Muffins mit Marmelade. Ich klappte mein Laptop auf und begab mich auf die Suche nach Gartenservicebetrieben in und um Griffon. Es gab vier Einträge. Ich sah mir alle vier Webseiten an, doch nur eine Firma – Gartenbau Hooper – hatte Fotos von orangefarbenen Pick-ups. Ich schrieb mir die Telefonnummer auf. Ich würde frühestens in einer Stunde anrufen, denn es war noch nicht einmal acht.

Es gab andere Dinge, mit denen ich inzwischen anfangen konnte.

Es gab zwei Selbstbedienungstankstellen in Sichtweite von Iggy’s. Vielleicht konnte ich auf deren Überwachungsbändern diesen Volvo besser in Augenschein nehmen. Vielleicht war sogar das Nummernschild zu erkennen. Oder der Fahrer.

Viel war es nicht, aber immerhin etwas. Ich überlegte auch, ob es sich lohnen könnte, noch einmal zu Patchett’s zu fahren. Die Besitzerin, Phyllis Pearce, wusste ja anscheinend alles über alle. Vielleicht wusste sie auch etwas über Claire Sanders und Dennis Mullavey. Ich war noch einmal auf Claires Facebook-Seite gegangen und hatte nach Dennis gesucht, doch sein Name tauchte nirgends auf.

Donna war schon früher startbereit als sonst. Ich hatte also genügend Zeit, sie in ihrem Corolla mitzunehmen und sie am Büro abzusetzen. Sie beugte sich nicht zu mir, um mir einen Kuss zu geben, bevor sie ausstieg, aber sie drückte meine Hand.

Keiner von uns beiden sagte etwas.

Ich fuhr weiter zur ersten der beiden Tankstellen in Gehweite zu Iggy’s und hielt an einer Zapfsäule. Während ich den Tank zu einem Viertel mit bleifreiem Benzin füllte, sah ich mich nach Überwachungskameras um. Bei den meisten Selbstbedienungstankstellen musste man vor dem Tanken seine Kreditkarte überprüfen lassen, damit man nicht davonfuhr, ohne zu bezahlen. Wer bar zahlen wollte, musste erst an der Kasse eine Anzahlung machen, bevor die Zapfsäule aktiviert wurde.

Früher, als es üblich war, zuerst zu tanken und dann zu zahlen, war die Überwachung noch sinnvoll. Doch mittlerweile hatten die Tankstellenbetreiber auch den letzten Rest von Vertrauen in ihre Kundschaft verloren. Die Kameras hatten eigentlich keine Daseinsberechtigung mehr, doch sie blieben.



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